Lernarrangements
Offene und bedürfnisgerechte Arbeitsformen sind eine Antwort auf den kompetenten Umgang mit einer heterogenen Schülerschaft. Dabei wird der Aktivitätsschwerpunkt des Lernens auf die Schülerinnen und Schüler verlagert.
An der Gesamtschule Höhscheid gibt es drei grundsätzliche Lernarrangements. Im Lernbüro wird stark individualisiert gelernt. Dies findet in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik statt, da hier kontinuierlich Fachkompetenzen systematisch aufeinander aufbauen. Im Lernbüro kann so individuell und schrittweise in der fachlogischen Systematik gelernt werden.
In dem Lernarrangement NARG werden die Fächer Naturwissenschaften, Arbeitslehre, Religion und Gesellschaftslehre unterrichtet. In diesen Fächern findet mehr ein kontinuierlicher Aufbau von prozessbezogenen Kompetenzen als ein schrittweiser Fachkompetenzerwerb statt. Besonders die Methodenkompetenz und die Teamfähigkeit sollen hier vermittelt werden. Entsprechend leitet sich NARG von den Prinzipien des Kooperativen Lernens, Problemorientierten Lernens und der Projektorientierung ab.
Die Fächer Kunst, Musik und Sport werden in Werkstätten unterrichtet. Die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sind besonders in diesen Fächern durch unterschiedliche Vorerfahrungen geprägt, die in unterschiedlichen Werkstätten konstruktiv aufgegriffen werden können. Die Wahl der Werkstätten findet halbjährlich statt.
Aus diesen Lernarrangements ergibt sich ein klar strukturierter Stundenplan.
Eine tabellarische Übersicht ist unter Lernbürokonzept an der Gesamtschule Höhscheid zu finden.
Im Lernarrangement Lernbüro sind die Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik verortet. Zur Orientierung des Lernens in diesen Fächern sind in den Kernlehrplänen des Landes NRW die Fachkompetenzen systematisch aufeinander aufbaut. Um das schrittweise Lernen zu verdeutlichen, haben wir die landesweiten Kompetenzerwartungen in Kompetenzraster (Beispiel Englisch) überführt. Ein Kompetenzraster ist eine Tabelle in deren ersten Spalte unterschiedliche (Teil-) Kompetenzen aufgeführt werden. Hier geht es um das was gekonnt werden soll. In der horizontalen Ebene werden Kompetenzausprägungen dargestellt. Es geht darum, wie gut es gekonnt wurde. So wird ein Entwicklungshorizont abgesteckt, in dem in differenzierter Weise der Weg beschrieben wird, und zwar von einfachen Grundfähigkeiten bis hin zu komplexen Fähigkeitsstufen. Ein erfolgreicher Lernprozess kann als ein horizontales Voranschreiten in der Kompetenzrastertabelle sichtbar gemacht werden. Anders ausgedrückt, jedes Kind hat seinen individuellen Leistungsstand, der einer bestimmten Lernstufe bzw. Kompetenzrasterfeld entspricht. Die individuell ausgefüllten Kompetenzraster führen die Kinder im Lernplaner immer bei sich. Damit besteht jederzeit Transparenz über den individuellen Könnensstand. Leistungsüberprüfungen werden ebenfalls in das Kompetenzraster eingetragen.
Um einen Kompetenzzuwachs zu erlangen, müssen Lernerinnen und Lerner sich aktiv und individuell damit beschäftigen. Nur so kann eine neue neuronale Verknüpfung im Gehirn angelegt werden. Dies gelingt mit kompetenzfördernden Lernaufgaben. Lernerinnen und Lerner erarbeiten sich eigenständig in ihrem eigenen Lerntempo ihre Kompetenzen (Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Einstellungen). Dabei erhalten Sie im Sinne der Binnendifferenzierung ein Angebot von verschiedenen Lernaufgaben, aus denen sie nach individuellen Interessen und Fähigkeiten auswählen können. Alle Lernaufgaben zu einem Kompetenzrasterfeld sind in einem Lernjob gesammelt. Die Arbeitspläne für die einzelnen Kompetenzbereiche liegen zum Beginn des Schuljahres weitgehend vor, so dass die Kinder eine reelle Möglichkeit der Selbstbestimmung von Thema, Zeitpunkt und Arbeitstempo haben.
Zu Beginn von Lernbüroeinheiten können fachspezifische Grundlagen trainiert werden. In Deutsch kann der Satz des Tages nach Rechtschreibung und/ oder Grammatik untersucht werden. In Englisch kann in der „Sprachdusche“ eine intensive Kommunikationsphase stattfinden. In Mathematik können Kopfrechenaufgaben, Begriffsdefinitionen usw. geübt werden. Danach formulieren die Schülerinnen und Schüler Ziele für die kommende Arbeitsphase(n) und planen ihr Handeln. Dann beginnt die eigentliche Arbeit in den Lernjob. Am Ende reflektiert die Lerngruppe die vorher formulierten Ziele und den derzeitigen Arbeitsstand. Dabei kann die Lehrkraft auf verschiedenen Wegen Rückmeldungen geben.
Wenn ein Lernjob bearbeitet wurde, meldet sich das Kind bei der Lehrkraft zum Test/ zur Klassenarbeit an. Ziel ist es, die Kinder selbst den Zeitpunkt für die Überprüfung bestimmen zu lassen und eine gewohnte Situation beizubehalten. So wird der Druck und die Angst vor einer Überprüfung auf ein Minimum reduziert. In bestimmten Fällen ist es notwendig, die Kinder zur Überprüfung zu ermuntern bzw. Klassenarbeiten müssen bis zu einem Stichtag geschrieben werden. Nach Möglichkeit liegen für die Überprüfungen zwei verschiedene Varianten vor, so dass ein Kind bei Wiederholung der Überprüfung nicht exakt dieselbe bearbeitet.
Am Anfang einer Woche planen die Kinder für die neue Woche mit smarten Zielen, die Ausgangspunkt ihrer Entscheidung für das entsprechende Lernbüro an den einzelnen Tagen ist. Grundlage der Wochenziele sind die Kompetenzraster und Lernjobs. Die Kinder entscheiden also selbstständig mit dem Lernplaner, in welchem Lernbüro-Fach sie an einem Tag arbeiten. Besuchsfrequenz der jeweiligen Lernbüros wird auch von den Klassenlehrer/innen und den Fachlehrer/innen im Auge behalten; die Fachlehrer/innen führen Anwesenheitslisten für ihr Lernbüro. Wenn ein Kind selten oder sehr häufig in einem Lernbüro ist, kann es aufgefordert werden, die andern Lernbüros angemessen zu besuchen.
Vor der Lernbürostunde holen die Kinder Ihre Materialien aus ihrem Spind. Dann gehen sie zu ihrem Wunschlernbüro, so dass sie pünktlich zum Unterrichtsbeginn dort ankommen. Wenn ein Lernbüro überfüllt sein sollte, entscheidet die Lehrkraft, welche Kinder wechseln müssen. Grundlage für diese Entscheidung ist eine Übersicht, die auflistet, wie der individuelle Arbeitsstand in den Fächern ist.
Das Lernbüro wird systematisch mit einem Kompetenzerwerbsschema Lernkompetenz eingeführt. Grundlage hierfür ist ein Kompetenzraster der Lernkompetenz. Neben dieser curricularen Ebene, werden die Lernkompetenzen bedarfsorientiert in vielen Wiederholungsschleifen mit dem Teampinboard eingeführt. Danach folgt die individuelle Ebene durch die Beratungstage und das Lerncoaching.
Die Beschreibung des Lernbüros macht deutlich, dass die Rolle von Lehrkräften sich verändert. Sie sind viel mehr Lerncoaches als Wissensvermittler. Damit werden der Unterrichtsgegenstand und dessen Bewältigung ins Zentrum gestellt sowie die Beziehungen, die die Lernenden dazu haben oder entwickeln. Die Lehrkraft unterstützt die Lernenden die Lernziele zu erreichen. Dies gelingt ihr, indem sie geeignete Lernarrangements anbietet und weniger eine perfekte Unterrichtsperformance aus Lehrerperspektive entwickelt. So entstehen individuelle Lernorte durch die Öfnnung des Unterrichts (sozial, orgnisatorisch, inhaltlich, methodisch). Die Lernenden erfahren dabei ihre Selbstwirksamkeit. Dafür sind Rückmeldungen von der Lehrkraft, der Lerngruppe und Selbstreflexionen über den Lernstand von besonderer Bedeutung. Lösungs- und stärkenorientierte Beratungssettings beim Entwickeln persönlicher Lernkompetenz verstärken diese Erfahrungen.
Lernjobs
Lernjobs leiten und strukturieren den individuellen Lernprozess der Schülerinnen und Schüler innerhalb einer Kompetenz (-stufe) eines Kompetenzrasters (z. B. Englisch). Dabei haben sie einen unterschiedlichen Umfang; von einer bis zu mehreren Unterrichtsstunden in denen kompetenzorientiert gelernt wird. Für uns bedeutet das, dass neben der systematischen Vermittlung intelligenten Wissens kompetenzfördernde Lernaufgaben mit Alltagsbezug bearbeitet werden. Die zugehörigen Aufgabenstellungen sind binnendifferenziert, stellen individuelle Fördermaterialien zur Verfügung und sind mit verschiedenen Sozialformen aufbereitet.
Dieser Lernprozess kann sich in folgende Phasen gliedern:
- Das solltest du schon können: Diagnoseaufgaben, individuelle Förderempfehlungen usw. haben das Vorwissen im Blick (siehe formative Diagnostik der Check-in-Seiten der Schulbücher).
- So kommst du in das Thema rein: Hier können die Schülerinnen und Schüler ein erstes individuelles Verständnis selbst entwickeln.
- Das solltest du wissen: Lehrerinputs (in Kleingruppen oder 1 Klassenverbandstunden/Fach), Materialien (Schulbücher…), Videotutorien (blink.it) und schnellere leistungsstarke Schülerinnen und Schüler (Chefsystem) liefern das intelligente Wissen, was zur Umsetzung der Kompetenz bzw. Lösen eines Problems benötigt wird.
- So kannst du dein Wissen anwenden: Lernaufgaben sind das Herzstück eines Lernjobss und dienen dem schüleraktivem Lernen.
- So kannst du üben: Intelligentes Üben und Transferaufgaben sichern den nachhaltigen Lernerfolg.
- Das kannst du jetzt: Check-outs (formative Tests) machen Lernerfolge bewusst und dienen der Metakommunikation (siehe Check-out-Seiten der Schulbücher).
Nicht alle Phasen müssen in einem Lernjob vorkommen. So findet eine an die zu erlernende Kompetenz angepasste Reduktion des Umfangs statt. Arbeitspläne können auch verschiedene Schwerpunkte besitzen: Lernjob Einführungsphase und Lernjob Übungs- und Vertiefungsphase.
Im Lernarrangement NARG sind die Fächer Naturwissenschaften, Arbeitslehre, Religion und Gesellschaftslehre verortet.
Im Unterschied zum Lernbüro wird in NARG gemeinsam an einem Thema gearbeitet und die Ergebnisse werden von der Gruppe verantwortet. Die unterschiedlichen Fähigkeiten der Kinder sind dabei eine Bereicherung für die gemeinsame Arbeit. Die Kinder lernen zusammenzuarbeiten, ein Projekt zu planen und zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen oder ein gemeinsames Produkt zu präsentieren. Dabei können Lernwege auch binnendifferenziert begangen werden. Entsprechend des Könnensstandes tragen die einzelnen Schülerinnen und Schüler im Umfang, in der Komplexität, im Niveau, im Lerntempo und im Unterstützungsbedarf unterschiedliche Beiträge zum Gruppenergebnis bei.
In diesen Fächern hat das Lernen in Gruppen eine besondere Bedeutung. Teamfähigkeit ist eine Schlüsselkompetenz. Neurophysiologische Erkenntnisse belegen, dass Lernen besonders effektiv ist, wenn ein enger Zusammenhang zwischen individueller Wissenskonstruktion und Kokonstruktion mit einer Partnerin oder einem Partner besteht. Diesem Umstand wird an der Gesamtschule Höhscheid mit dem Kooperativen Lernen Rechnung getragen. Gelingensfaktoren sind nach N. Green die individuelle Verantwortung, die positive Abhängigkeit, die Förderung der Sozialkompetenz, die Evaluation der Gruppenprozesse und die Face-to-Face-Interaktion.
Die Einführung solcher Schlüsselkompetenzen wird durch Kompetenzerwerbsschemata strukturiert. Ein derartiges Schema ordnet Teilkompetenzen konkrete Lernsituationen in NARG zu. Damit wird eine verlässliche und nachhaltige Einführung der Schlüsselkompetenzen erreicht.
Als grundlegendes (fach-) didaktisches Prinzip für NARG sehen wir auch die Problemorientierung. In Arbeitslehre und Gesellschaftslehre sind die Schlüsselprobleme nach Klafki eine Grundstruktur des Kernlehrplans, um mündige Bürger bzw. den homo oeconomicus zu erziehen. Der naturwissenschaftliche Erkenntnisweg geht von Problemstellungen aus. Im Religionsunterricht werden religiöse und ethische Fragestellungen der Schülerinnen und Schüler aufgegriffen, er deutet damit Erfahrungen, vermittelt Wertorientierungen und zeigt Perspektiven für persönliches Handeln auf.
Für das intensive Arbeiten an einem Thema brauchen die Kinder ausreichend Zeit. Zeit für das Finden eigener Fragestellungen, Zeit für das Finden von Problemstellungen, Sammeln von Eindrücken und Material, Zeit für die Erstellung eines Arbeitsplans, Zeit für die Lösung von Problemen, Zeit auch für Irrtümer und Fehler und deren Korrektur, Zeit für das Präsentieren von Arbeitsergebnissen. Der skizzierte Prozess entspricht der Grundstruktur von Lernen in Projekten, wo der Lernprozess gemeinsam geplant wird und sich an der Lebenswelt und alltäglichen Problemen orientiert. Auf diese Weise soll Lernen zur Bewältigung des Alltags beitragen und von den Kindern als sinnstiftend wahrgenommen werden.
Diese Art und Weise des Lernens benötigt Zeit. Deshalb finden die Projekte epochal statt. Das heißt, dass im wöchentlichen Wechsel ein Fach das Thema vorgibt und die Wochenarbeitsstunden von allen NARG-Fächern zur Verfügung stehen. Systematisch werden fachübergreifende Projekte immer häufiger und selbstständiger von den Schülerinnen und Schülern im lauf der Sekundarstufe 1 umgesetzt.
Die Werkstätten erweitern die Lernarrangements der Gesamtschule Höhscheid um eine Form, in der es um interessengeleitetes und vorwiegend praxisorientiertes Lernen geht. Die Schüler und Schülerinnen arbeiten in vier Werkstätten pro Woche in den Fächern Musik, Kunst und Sport und die im Rahmen einer Ganztagsschule möglichen Arbeitsgemeinschaften.
Der Begriff Werkstatt umfasst auch den Lernort, z. B. die Aula für die Theaterwerkstatt, die Sporthalle für die Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen, das Atelier für eine Kunstausstellung, das Studio für die Vorbereitung einer Musikaufführung, den Computerraum, den Schulgarten und die vielfältigen außerschulischen Lernorte.
Um jede frühzeitige und einseitige Festlegung zu vermeiden und unerlässliche Basiskompetenzen zu sichern, müssen die Schüler und Schülerinnen aus jedem Werkstattfach eine Werkstatt auswählen, die Vierte kann frei ausgesucht werden.
Jede Schülerin und jeder Schüler führt im Lernplaner, in dem die in den Werkstätten geleisteten Arbeiten dargestellt und zertifiziert werden. Das dient sowohl der Anerkennung, als auch einer weiterführenden Beratung. Nach einer Beratungsphase werden die Werkstätten zu Beginn des Schulhalbjahres gewählt und die Werkstattgruppen entsprechend den Wahlen klassenübergreifend zusammengesetzt.
Wichtig ist nur, dass für jede Werkstatt ein „Meister“ vorhanden ist, der das jeweilige Gebiet aufbereitet und die Gruppe anleiten kann. Dies können Lehrerinnen und Lehrer, außerschulische Honorarkräfte von unseren Kooperationspartnern (Sportvereine, Jugendmusikschule), Studenten, Eltern oder auch Schüler und Schülerinnen sein.
Es gibt Werkstätten, die für ein halbes Jahr angelegt sind, andere sind nur bei einer längeren Teilnahme sinnvoll.
Bei diesem Link finden Sie die Werkstattliste des 2. Halbjahres 2014/15: Werkstätten Beschreibung 6er
Hier ist der Link zur Homepage der Imkerei-Werkstatt.
Eine Übesicht über den Umgang mit dem Lernplaner finden Sie hier: Wochenplanung